Logopädie für Kinder




Sprach- und Sprechstörungen bei Kindern

  • Störungen der Artikulation
  • Störung der Grammatik
  • Einschränkungen im Wortschatz
  • Störungen des Sprachverständnisses
  • Sprachstörungen bei Mehrsprachigkeit

Mögliche Symptome können sein:
  • ein Kind „lispelt“
  • ein Kind versteht manche Worte (noch) nicht oder kann sie nicht abrufen (es liegt auf der Zunge, "kann aber nicht raus")
  • ein Kind ersetzt Laute durch andere oder lässt Laute aus („Tatze“ statt „Katze“, „Bille“ statt „Brille“, „uh“ statt „Schuh“)
  • ein Kind kann gesprochene Aufträge nicht hintereinander ausführen (z.B. „Erst räumst du bitte auf, dann wäschst du deine Hände, dann ziehst du die Schuhe an“)
  • ein Kind kann störenden Umgebungslärm schlecht von Sprachlauten unterscheiden, alles ist gleich laut (z.B. Konzentrationsschwierigkeiten)
  • ein Kind hat eine offene Mundhaltung, wenn es nicht spricht
  • ein Kind näselt



Late Talker

Kinder, die mit 24 Monaten noch keine Zweiwortsätze bilden und weniger als 50 Wörter verwenden, werden als „Late Talker“ bezeichnet (Äußerungen wie „Wauwau“ für Hund, „Brumbrum“ für Auto usw. werden als Wort gewertet). Diese Kinder haben ein Risiko von 50 Prozent, mit drei Jahren eine Sprachentwicklungsstörung ausgebildet zu haben. Eine frühzeitige Intervention ist daher geboten.

Die Diagnostik erfolgt i.d.R. per Elternfragebogen und im Spiel mit dem Kind.



Sprachverständnisstörungen

Sprachverständnisstörungen treten vorrangig bei Kindern auf und können nicht direkt beobachtet werden. Sie bleiben meist über einen langen Zeitraum unbemerkt. Die Kinder entwickeln Techniken, um von ihrem mangelnden Sprachverständnis abzulenken.

Es wird oft vermutet, dass eine Sprachverständnisstörung mit mangelnder Intelligenz zusammenhängt, dem ist jedoch nicht so. Aggressives Verhalten sowie schlechte Schulleistungen können durch Sprachverständnisstörungen ausgelöst werden.

Mögliche Symptome können sein:
  • keine Reaktion auf Aufforderungen
  • ein Kind kommuniziert wenig
  • häufiges Nachfragen bzw. fragendes Schauen
  • Aufforderungen werden nur teilweise ausgeführt



Dysgrammatismus

Dysgrammatismus bezeichnet eine im Kindesalter auftretende Störung der Sprachentwicklung. Diese zeigt sich, wenn das Kind im Alter von fünf bis sechs Jahren immer noch nicht in der Lage ist, beim Sprechen die grundlegenden Regeln der Grammatik anzuwenden.

Dysgrammatismus liegt vor, wenn folgende Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten und das Kind nicht in der Lage ist, diese Fehler selbstständig zu korrigieren.

Mögliche Symptome können sein:
  • falsche Verwendung von Satzstellungen (z.B. „In den Kindergarten ich gehe“)
  • verdrehen oder weglassen von Satzteilen
  • fehlerhafter Gebrauch von Verbformen
  • falsch verwendete oder fehlende Wortendungen (z.B. „Die Feuerwehr kommen“)
  • fehlender Einsatz von Artikeln, Präpositionen sowie Ein- und Mehrzahl



Sprach- und Sprechstörungen bei Mehrsprachigkeit

Von Mehrsprachigkeit sprechen wir, wenn ein Kind mehr als eine Sprache regelmäßig in natürlichen Sprachsituationen verwendet, das bedeutet aber nicht, dass es alle Sprachen sprechen muss! Manche Kinder verstehen zwei Sprachen, benutzen jedoch nur eine.

Bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern kommen Sprach- und Sprechstörungen genauso häufig vor wie bei einsprachigen Kindern.

Leider wird zu oft davon ausgegangen, dass die Mehrsprachigkeit allein Ursache der Symptome sei. Eine genaue Diagnostik der sprachlichen Fähigkeiten ist hier angebracht.



Myofunktionelle Störung

Bei einer Myofunktionellen Störung handelt es sich um ein falsches Bewegungsmuster von Zunge und Lippen beim Schlucken. Beim Schlucken bewegt sich die Zunge fälschlicherweise nach vorne und drückt gegen oder zwischen die Zähne.

Daraus können Artikulationsstörungen, falsche Schluckmuster sowie eine Fehlstellung der Zähne resultieren.

Mögliche Symptome können sein:
  • fehlender Mundschluss, dabei atmet das Kind nur durch den Mund
  • schlaffe/niedrige Gesamtkörperspannung
  • Schluckauffälligkeiten: Zunge drückt beim Schlucken gegen die Zähne, Lippen pressen aufeinander, Mund ist beim Schlucken offen
  • vermehrter, starker Speichelfluss
  • das Kind bevorzugt möglichst weiche Nahrung
  • Artikulationsstörung („Lispeln“)



Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen

Bei Kindern mit Auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungs­störung liegt eine Störung der Hörverarbeitung zwischen dem Innenohr und dem Gehirn vor.

Die „Ohren“ hören genauso gut wie die eines Normalhörenden, allerdings werden die akustischen Impulse nicht korrekt an das Gehirn weitergeleitet.

Mögliche Symptome können sein:
  • bei lauter Geräuschkulisse wirken Kinder gereizt, ziehen sich zurück oder halten sich die Ohren zu
  • Kinder können Anweisungen nicht befolgen, lenken ab bzw. fragen oft nach
  • Kinder können sich schlecht Lieder und Texte merken
  • unvollständige Sätze oder Wörter können nicht ergänzt werden



Redeflussstörungen

Stottern

Beim Stottern kommt es zu Wiederholungen (von Lauten, Silben, Worten), Dehnungen oder Blockierungen. Zusätzlich treten oft sekundäre Begleiterscheinungen auf wie Ver­kram­pfungen (z.B. im Gesicht), veränderte Sprechweise, Start­floskeln, Vermeidung bestimmter Wörter oder bestimmter Situationen (z.B. Telefongespräche).

Im Alter von ca. zwei bis fünf Jahren kann im normalen Entwicklungsrahmen ein Stottern auf­tre­ten, das sog. „Entwicklungs­stottern“. Sollte es länger als sechs Mo­na­te andauern, bzw. Kind oder Eltern sehr darunter leiden, bedarf es weiterer Abklärung und Beratung.

Stottern kann nicht nur im Kindesalter therapiert werden. Auch im Jugend- und Erwachsenenalter können mit einer Therapie sehr gute Erfolge erzielt werden!


Poltern

Hauptsymptom des Polterns ist eine deutlich zu schnelle, überhastete und undeutliche Sprechweise, die in Kombination mit einer allgemeinen sprachlichen Kommunikationsschwäche auftritt.

Es kann auch zu Wiederholungen, Dehnungen und Blockierungen kommen. Beim Poltern „verschlucken“ die Betroffenen beim Sprechen oft Endsilben oder ganze Wörter.

Im Gegensatz zu Stotternden ist Polternden die Redeflussstörung jedoch weniger bewusst.



Mutismus

Kennen Sie diese Situationen, wenn Ihnen ErzieherInnen berichten, dass Ihr Kind im Kindergarten nicht spräche? Für Sie ist das zunächst nicht erklärbar, denn zu Hause spricht Ihr Kind ungehemmt und vielleicht sogar auch recht viel.

Das Verhalten von Kindern, die außerhalb ihres Familienumfeldes Schweigen, wird oft als bockig, störrisch oder einfach als extrem schüchtern fehlgedeutet. Jedoch handelt es sich hierbei um einen selektiven Mutismus.

Selektiver Mutismus beschreibt die Unfähigkeit, in spezifischen sozialen Situationen (z.B. Kindergarten/Schule) oder mit bestimmten Personen zu sprechen. Nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene können betroffen sein.

Woran können Sie erkennen, ob es sich bei Ihrem Kind um einen selektiven Mutismus handelt?

Mögliche Verhaltensweisen sind zu beobachten:
  • das Kind redet völlig ungehemmt zu Hause und schaltet plötzlich auf "stumm", wenn eine fremde Person hinzukommt
  • dem Kind fallen besonders Begrüßung/Abschied/Dank/Fragen schwer
  • oft zeigt das Kind in der Schule gute schriftliche Leistungen
  • das Kind scheint sehr intensiv die Menschen um sich herum zu beobachten, aber es hat meist Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle auszudrücken
  • das Kind möchte nicht im Mittelpunkt stehen
  • das Kind hat eine sehr enge Mutterbeziehung, es schläft evtl. nicht gern allein und manchmal nässt es noch lange ein
  • das Kind hat zu Hause Wut- oder Weinanfälle, wenn etwas nicht nach seinem Plan geschieht
  • enn das Kind schweigt, hat es oft einen starren Gesichtsausdruck, die Körperhaltung/Mimik erscheint versteinert und es reagiert verzögert. Auch das Weinen, Lachen und Husten erfolgt dann stimmlos